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Meteorit vom 19.11.2020 bei Kindberg gefunden – erstmals in Österreich seit 44 Jahren!

Am 19. November 2020 um 04:46 konnten einige Meteorstationen (unsere in Martinsberg steckte leider im Nebel 😟) – eine extrem helle Feuerkugel aufzeichnen, die von Tschechien kommend bis über Mariazell flog. Am Ende ihrer 300 km bzw. 24 Sekunden (!) langen Leuchtbahn zerplatzte sie 20 km über Kindberg in mehrere Trümmer. Trotz der frühen Morgenstunde haben Hunderte von Menschen in Böhmen und Österreich sowie in Süddeutschland und Italien das grellweiße Spektakel beobachtet, und im Dezember-Newsletter zeigte ich die mögliche Spur eventueller Meteoritenfälle. Pavel Spurny, der wissenschaftliche Leiter unserer Waldviertler Station konnte berechnen, dass der Gesteinskörper anfangs etwa 270 kg wog und einige Kilogramm in der Nähe von Kindberg "gelandet" sein müssten.

Eine rasche Suche von zwei unserer Mitglieder war erfolglos, weil am selben Morgen Schnee gefallen war. Ebenso ging es den Experten des Naturhistorischen Museums. Doch im Juli fand ein Kindberger einen ungewöhnlich aussehenden Stein mit schwarzer Kruste und meldete es Ludovic Ferriére, dem Kurator der Meteoritensammlung am NHM. Nach Sichtung der Fotos war klar: das Stück ist zweifellos ein Meteorit. Unser Prof. Hermann Mucke († 2019) hätte seine Freude gehabt! Denn seit der Gründung des ÖAV vor 97 Jahren konnte die "Meteormeldestelle" von Prof. Oswald Thomas erst zwei solcher Erfolge verzeichnen. 

Insgesamt wurden in Österreich acht Meteorite gefunden, der spektakulärste 1768 (21 kg) bei Mauerkirchen in Oberösterreich. Die anderen wurden ohne Himmelsbeobachtungen – also zufällig – gefunden. Der Kindberger Meteorit stammt, wie eine aufwendige Analyse der Flugbahn ergab, aus dem Asteroidengürtel und muss ein altes Bruchstück eines Apollo-Asteroiden sein, der viele Millionen Jahre nach seiner Absprengung im "richtigen" Zeitpunkt die Erdbahn kreuzte. Er gehört zur selben Gruppe wie jener, der im Februar 2013 bei Tscheljabinsk (Russland herabkam) und viele Tonnen wog.

Das keilförmige Fundstück mit etwa 7 x 5 x 4 cm wiegt 0,24 kg und stellt nur etwa 10-20% der herabgefallenen Teile der Feuerkugel dar. Dass weitere gefunden werden, ist wegen der inzwischen eingesetzten Erosion und Farbveränderung leider unwahrscheinlich. Das seltene Stück wird nun im NHM genau untersucht. Einige Fotos sind hier (Antenne Steiermark) zu sehen, zwei Fotos der Leuchtspur von unserem Schwesterverein am Gahberg hier.
Gottfried Gerstbach, Nov. 2021